Donnerstag, 13. Oktober 2011

Starker Franken und Negativzinsen am Bsp EMS


In den 70er-Jahren erlebte ich den Übergang von festen zu flexiblen Wechselkursen. Am Sonntag wurden die Kurse freigegeben, und der Dollar fiel am Montag gleich von 4.30 CHF auf 3.80 CHF. Ich musste damals ein Verwaltungsratsprotokoll schreiben, mit den schlimmsten Voraussagen. Der Verwaltungsrat glaubte tatsächlich, dass die Ems-Chemie als Exportunternehmen in der Schweiz keine Zukunft mehr habe. Zu dieser Zeit war der Umsatz rund 200 Millionen, davon 30 Prozent im Export. Heute liegt der Dollar bei etwas über 80 Rappen, und die Ems macht 1,2 Milliarden Franken Umsatz, davon 96% im Export. Ems hat trotz starkem Franken überlebt. Der starke Franken machte die Firma stärker, weil er die Firma forderte – auf der Innovations- und der Kostenseite; der Kurs dämpft auch deutlich die Inflationsrate. 
Auf längere Sicht stärkt der starke Franken die Unternehmen, und wenn die Konjunktur sich verschlechtert, wird der Kurs wieder sinken. Die Teuerung wird gebremst, weil Rohstoffe wie Öl, Benzin, Eisen billiger werden. Ohne Frankenaufwertung hätten wir eine Überhitzung, und in guten Zeiten werden die Firmen übermütig. Man macht keine Kostensenkungen, der Innovationsdruck nimmt ab. Heute läuft es vielen Exportfirmen enorm, und hier hat der starke Franken eine disziplinierende Wirkung. Er zwingt die Unternehmen, produktiv und innovativ zu bleiben. Zudem: Wegen des starken Frankens hört die Schweiz auf, Dinge zu produzieren, die sie nicht produzieren sollte, zum Beispiel Billigsprodukte. 
Negativzinsen wurden bereits einmal eingeführt und sie haben sich nicht bewährt. Es hatte genau den gegenteiligen Effekt. Ein Staat, der Negativzinsen verlangt, sendet ein falsches Signal aus; nämlich: Unsere Währung ist extrem stark und solide, und das Vertrauen und die Nachfrage werden erst recht nach oben getrieben. Der Kurs des Schweizer Frankens steigt.Christoph Blocher im Interview von Roger Köppel in der WeWo25.11, Seite 27.

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