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Starker Franken und Negativzinsen am Bsp EMS
In
den 70er-Jahren erlebte ich den Übergang von festen zu flexiblen Wechselkursen.
Am Sonntag wurden die Kurse freigegeben, und der Dollar fiel am Montag gleich
von 4.30 CHF auf 3.80 CHF. Ich musste damals ein Verwaltungsratsprotokoll
schreiben, mit den schlimmsten Voraussagen. Der Verwaltungsrat glaubte
tatsächlich, dass die Ems-Chemie als Exportunternehmen in der Schweiz keine
Zukunft mehr habe. Zu dieser Zeit war der Umsatz rund 200 Millionen, davon 30
Prozent im Export. Heute liegt der Dollar bei etwas über 80 Rappen, und die Ems
macht 1,2 Milliarden Franken Umsatz, davon 96% im Export. Ems hat trotz starkem
Franken überlebt. Der starke Franken machte die Firma stärker, weil er die
Firma forderte – auf der Innovations- und der Kostenseite; der Kurs dämpft auch
deutlich die Inflationsrate.
Auf
längere Sicht stärkt der starke Franken die Unternehmen, und wenn die
Konjunktur sich verschlechtert, wird der Kurs wieder sinken. Die Teuerung wird
gebremst, weil Rohstoffe wie Öl, Benzin, Eisen billiger werden. Ohne
Frankenaufwertung hätten wir eine Überhitzung, und in guten Zeiten werden die
Firmen übermütig. Man macht keine Kostensenkungen, der Innovationsdruck nimmt
ab. Heute läuft es vielen Exportfirmen enorm, und hier hat der starke Franken
eine disziplinierende Wirkung. Er zwingt die Unternehmen, produktiv und
innovativ zu bleiben. Zudem: Wegen des starken Frankens hört die Schweiz auf,
Dinge zu produzieren, die sie nicht produzieren sollte, zum Beispiel
Billigsprodukte.
Negativzinsen
wurden bereits einmal eingeführt und sie haben sich nicht bewährt. Es hatte
genau den gegenteiligen Effekt. Ein Staat, der Negativzinsen verlangt, sendet
ein falsches Signal aus; nämlich: Unsere Währung ist extrem stark und solide,
und das Vertrauen und die Nachfrage werden erst recht nach oben getrieben. Der
Kurs des Schweizer Frankens steigt.Christoph
Blocher im Interview von Roger Köppel in der WeWo25.11, Seite 27.
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