Mittwoch, 11. April 2012

Nieder mit den Copyrights

Ist das Copyright von Musiktiteln wirtschafts-, gesellschafts- und kulturpolitisch sinnvoll oder ist es ein Instrument im Dienste von Partikularinteressen, die wohl durch Macht abgesichert, durch Leistung aber nicht unbedingt legitimiert sind?

Es ist kaum eine Übertreibung, wenn man die hinter dem Copyright verschanzte Musikindustrie mit jenen Raubrittern vergleicht, die – ohne selbst etwas herzustellen – bei jenen Produzenten (den Musikern) abkassieren, die ihre Waren (Songs) zum Markte tragen wollen, und so für die Nachfrager (die Fans) die Preise in die Höhe treiben. So gesehen, sind die verbissenen Anstrengungen der Musikindustrie zur Verteidigung des Copyright genau so verständlich wie ehemals die Widerstände der Raubritter gegen den Abriss ihrer Burgen.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass viele Künstler in einer copyrightlosen Musikwelt höhere Einkommen erzielen als zuvor.

In einer Musikwelt ohne Copyright (...) würden die Musikliebhaber ihre Konsumentensouveränität wiedererlangt haben; sie wären nicht länger die Manipulationsmasse eines trickreichen Marketings.

Die finanziellen Mittel, die gegenwärtig von der Musikindustrie und einigen weniger Stars dank Copyright abgeschöpft würden, verblieben nun zur weiteren Verwendung beim Publikum. (...) Die freiwerdenden Mittel, die nicht mehr dem heutigen Big Business der Musikindustrie zufallen, könnten nun(...) für Live-Auftritte zu engagieren.

Nachtrag
Eine kreative Leistung wie ein Musikstück ist ein sog. „nicht-rivales Gut“: wer es benutzt, schränkt die Nutzung durch andere nicht ein. Die Kosten jeder Kopie des Gutes (die sog. Grenzkosten) sind dank des Internets buchstäblich Null. Beides ist bei einem Brot nicht der Fall. Ist hingegen Musik erst einmal produziert, ist es effizient, wenn der Marktpreis gleich den Grenzkosten entspricht. In diesem Fall wird die Summe aus der sog. Konsumentenrente und Produzentenrente maximiert. Letztere ist bei einem Preis von Null ebenfalls Null. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist das jedoch absolut sinnvoll, falls man Partikularinteressen nicht sehr stark vorrangig gewichten möchte. Dass die Musikindustrie es durch massive Werbekampagnen geschafft hat, den Diebstahl rivaler Güter mit kostenloser Nutzung nicht-rivaler Güter erfolgreich gleichzusetzen, ist ein Beitrag zur ökonomischen Volksverdummung. 

Die Volkswirtschaftlichen Kosten der derzeitigen Urheberrechte 
unbescholtene Bürger, Zahlungsaufforderungen übe mehrere Tausend Euro, zunehmende Zahl betroffener Personen, staatlich legitimierte Bespitzelung, schadenersatzpflichtige Kriminalisierung,... 
Sind die Kosten einer Rechtsnorm höher als der (aus unserer Sicht beim Copyright nicht vorhandene) Nutzen, dann muss ein solches (Eigentums-) Recht geändert oder abgeschafft werden.

Volker Grossmann und Guy Kirsch am 8. Feb. 2012 auf Ökonomenstimme

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