Dienstag, 3. Mai 2011

Brasilien: Landwirtschaft als Produktions- nicht Kostenfaktor

Die Weltsojaproduktion hat sich in den letzten 30 Jahren von 50 auf 250 Mio. Tonnen verfünffacht.

Dennoch ist der Sojaanbau vor allem aufgrund der grossflächigen Strukturen hochprofitabel und kann gut mit den bereits seit mehreren Jahrzehnten etablierten, kleinräumigeren Sojaplantagen auf den besseren Böden im Süden Brasiliens oder in anderen Ländern mithalten. Betriebsgrössen von mehreren tausend Hektaren sind die Regel - so gross wie Hunderte Schweizer Landwirtschaftsbetriebe.

Im Gegensatz zu Europa, wo der Steuerzahler die Landwirtschaft mit jährlichen Milliardenbeträgen am Leben erhält, trägt die Sojaproduktion in Brasilien einen gewichtigen Teil zu den staatlichen Steuereinnahmen bei.

Auch in der Schweiz nahmen in den vergangenen Jahren die Sojaimporte stark zu. eute «nutzen» wir für die hiesige Tierfütterung im Ausland Ackerflächen, die etwa so gross sind wie das in der Schweiz verfügbare Ackerland selber - indirekt bewirtschaften wir also eine zweite Schweiz jenseits unserer Grenzen. Der hohe Tierbestand in der Schweiz ist daher besonders eng verflochten mit der Sojaproduktion in Brasilien. Ein zunehmender Teil des Schweizer Fleisches, der Eier und der Milch ist heute Made in Brazil.

Ein System, bei dem der Stoffkreislauf Pflanze-Tier-Boden-Pflanze unterbrochen wird, indem Pflanzenproduktion und Tierfütterung räumlich getrennt wurden, ist weder nachhaltig noch wirtschaftlich und für die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe nur lukrativ aufgrund des Grenzschutzes für ihre Produkte und hoher Direktzahlungen für die Tiere.

Andreas Bosshard in der NZZaS vom 01.05.2011, Seite 60f.

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