Sehen wir uns kurz einen Preisvergleich auf Produzentenstufe mit dem
vergleichbaren Nachbarland Österreich an. Zwischen 50 und 100 Prozent mehr gibt
es in der Schweiz für Milch, Rind, Kalb und Schwein. Bei Getreide liegen unsere
Preise eher 200 Prozent höher, und beim Gemüse kann es auch dreimal so hoch
sein. Mit Freihandel würden diese Preisunterschiede natürlich weitestgehend – nach unten – eingeebnet. Das hohe Preisniveau in der Schweiz ist nur dank der nach wie vor starken Marktabschottung zu halten, wobei aufgrund von ausländischem Druck die Mengenbeschränkungen durch prohibitive Zölle abgelöst werden mussten.
Der Agrarprotektionismus ist ein massives Hindernis für Schwellen- und Entwicklungsländer. Diese pochen denn auch laut und deutlich auf die Liberalisierung, wogegen sich unsere Bauernlobby erfolgreich zur Wehr setzt.
Ernährungssouveränität ist ein besonders übles Konzept. Wenn jedes Land sich selber versorgen müsste, würden Unterernährung und Hunger in weiten Teilen
der Welt dramatisch ansteigen. Und was auf meinen Teller kommt, möchte ich vorderhand schon noch selber bestimmen.
Wenn wir die stark wachsende Weltbevölkerung besser ernähren wollen, brauchen wir einen möglichst globalen Agrarfreihandel. Darüber hinaus benötigt dies aber auch viel «Chemie», eine Industrialisierung und – jawohl – auch gentechnisch veränderte resistentere Pflanzen, die mit viel weniger Wasser und Pestiziden auskommen oder kein erosionsförderndes, die Biodiversität zerstörendes und CO2-freisetzendes Umpflügen mehr erfordern.
Silvio Borner in der WeWo17.11, Seite 21.
Dienstag, 3. Mai 2011
Lokal und global schädlicher Agrarprotektionismus
3,5 Milliarden Franken Direktzahlungen pro Jahr schaden dem schweizerischen Steuerzahler und behindern mit durchschnittlich 50 000 Franken pro Jahr und Betrieb den Strukturwandel.
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