Donnerstag, 23. Juni 2011

normale Banker-Löhne!



Die Lohnschere ist 2010 wieder auseinander gegangen, klagt der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse. Er hat diese Woche zum siebten Mal die Lohnunterschiede in Schweizer Konzernen publiziert. Und wen wunderts: Gleich 31 der 46 Topmanager, die mehr als 100 Mal mehr verdienen als gewöhnliche Mitarbeiter, finden sich bei den Grossbanken.

Doch das ist nur die eine Seite. Die andere Seite findet ihr Gesicht etwa in Martina Fritz*. Sie wird sauer, wenn das Gespräch auf das Abzockerimage der Banker kommt. Martina Fritz ist 45 Jahre alt und arbeitet im Backoffice einer Grossbank. Sie hat die Abendhandelsschule absolviert und ist mit Unterbrüchen seit mehr als 15 Jahren für ihre Arbeitgeberin tätig. Inzwischen ist sie zur Handlungsbevollmächtigten aufgestiegen. Ihr Jahreslohn: 83 000 Franken. «Den höchsten Bonus, den ich je bekommen habe, waren 6000 Franken» sagt sie.

Normale Löhne am Paradeplatz

Auch Barbara Marti* sagt bekommt immer wieder zu hören, als Bankerin habe sie doch ein schönes Leben und könne ohne Sorge Geld verprassen: In der Tat ist ihr Arbeitsplatz traumhaft gelegen; mitten in Zürich am Paradeplatz. Vom prasselnden Geldregen an der Unternehmensspitze kriegt sie jedoch nicht viel mit. Die Dreissigjährige hat an der Fachhochschule einen Bachelor-Titel in Wirtschaft erworben und arbeitet als Assistentin im Private Banking. Ihr Jahreslohn: 75 000 Franken plus ein Bonus von etwa 10 000 Franken. Damit verdient sie ungefähr gleich viel wie ihr Kollege, ein indischer Fund Manager mit Bachelor-Abschluss, der ebenfalls am Paradeplatz arbeitet. KV-Absolvent Peter Braun* in der Ostschweiz ist dagegen noch weit weg von solchen Zahlen. Der 21-Jährige kommt auf nur knapp auf den für Banken empfohlenen Mindestlohn von 50 000 Franken jährlich. Er kriegte neulich einen Bonus von 1000 Franken.

Wille zur Weiterbildung nötig

Martina Fritz und Barbara Marti stehen für die grosse Mehrheit der Bankangestellten in der Schweiz. Sie mögen zwar über dem schweizweiten Mittelwert (Median) von 5823 Franken brutto monatlich liegen. Aber die beiden Frauen und erst recht Peter Braun kennen die fetten Boni und Millionensaläre der Teppichetage nur vom Hörensagen.

Nur 24 Prozent aller Bankangestellten im Land verdienen mehr als 120 000 Franken. Und Millionen von Franken kassieren gerade mal zwei Dutzend Manager unter den gut 45 000 Angestellten der Grossbanken in der Schweiz. Ein gutes Drittel der Banker verdient dagegen laut der Lohnumfrage des Schweizerischen Bankpersonalverbandes (umgerechnet auf 100-Prozent-Stellen) zwischen 60 000 und 90 000 Franken im Jahr. Bei gut 10 Prozent aller Bankangestellten liegt der Lohn unter 60 000 Franken.

In der Lohnbefragung von 350 000 Teilnehmenden (über alle Branchen) bei Lohncheck.ch resultiert ein Durchschnittsbruttolohn von 91 000 Franken für männliche und 72 000 Franken für weibliche Bankangestellte.

«Auf der Bank sind die Einstiegslöhne tatsächlich tiefer als bei gewissen handwerklichen Berufen», bestätigt Balz Stückelberger, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Banken. Im Bauhauptgewerbe verdienen Lehrabgänger gemäss dem Baumeisterverband beispielsweise 64 800 Franken pro Jahr.

«Die Banken bieten jedoch attraktive Karrierechancen, die auch zu einem raschen Saläranstieg führen», so Stückelberger. In anderen Berufen seien dagegen die Aufstiegschancen beschränkt. «Aber», so der Arbeitgebervertreter, «für eine Karriere im Banking muss man auch bereit sein, sich ständig weiterzubilden und auch eine höhere Ausbildung zu absolvieren.»

Elisabeth Rizzi auf 20min.ch

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