Mittwoch, 22. Juni 2011

Das Ende der Wissenschaft

Noch nie flossen so viele Milliarden in die Forschung, noch nie wurden so viele Studien publiziert - und noch nie kam so wenig dabei heraus wie heute. Die moderne Wissenschaft ist in eine Sackgasse geraten

Behauptet man, es sei noch zu früh für derartige Erkenntnisse, muss man leider eingestehen, dass auch weitere Petabytes an Daten die Genetik und die Neurowissenschaften nicht weiterbringen werden. Biologen könnten das Genom jeder einzelnen Art, mit der wir den Planeten teilen, entschlüsseln. Dies würde aber lediglich bestätigen, dass sie alle aus den gleichen Genen bestehen. Gleichzeitig bliebe jedoch die Frage offen, wie diese Gene die einzigartigen Formen und Eigenschaften dieser Kreaturen bestimmen. Das Gleiche gilt für die Untersuchungen des Gehirns. Millionen von Hirnscans bei Versuchspersonen, die einen hüpfenden roten Ball beobachten, werden nicht erklären können, wie neuronale Schaltkreise erfassen, dass der Ball rot und rund ist und hüpft.

Der Kontrast zu den intellektuellen Errungenschaften der Nachkriegszeit ist also eklatant. Kosmologen erklären die Geburt des Universums, und Geologen messen die Bewegung der Kontinente bis auf den Zentimeter. Da verwundert es, dass Genforscher uns nicht sagen können, warum Menschen sich von Fliegen unterscheiden, und dass Neurowissenschafter nicht wissen, wie wir uns eine Telefonnummer merken.
James Le Fanu in der NZZaS vom 19.06.2011, Seite 52f.

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