Montag, 20. Juni 2011

Slut-Walks

Weltweit demonstrieren Frauen an sogenannten «Slutwalks» für das Recht, sich möglichst freizügig zu kleiden, ohne dabei sexuell belästigt zu werden.
Hetero-Männer sind anfällig auf Weiblichkeit - wen erstaunts?
Das männliche Geschlecht aber ist ob so viel Fraulichkeit nicht immer Herr seiner Sinne. Es fängt an zu phantasieren, es redet blöd, es grapscht. Manchmal vergewaltigt es auch. Schuld daran? Sollen Frauen sein.

...das Gieren, das Glotzen, das Pfeifen, das Grapschen, überhaupt alles, was man in die Kategorie sexuelle Belästigung einordnen kann...

Frauen haben sie satt, die Sexisten und anderen Gestörten, die meinen, das weibliche Geschlecht sei ein Selbstbedienungsladen, zu ihrer Befriedigung gemacht. Wer Minirock sieht, Freipass meint und überhaupt gar nicht denkt, kann einfach nur erbärmlich sein.

Sie demonstrieren für das Recht, herumzulaufen, wie sie wollen, wann sie wollen, wo sie wollen. Angezogen, als möchten sie in einem Pornofilm oder einer Lingerie-Modenschau auftreten.
Sexy sein wollen als Selbstzweck ist unglaubwürdig
Frauen verkleiden sich heutzutage so. Weil sie sexy sein wollen. Für wen eigentlich? Sich selbst, sagen sie.

«Ob du es glaubst oder nicht: Mein kurzer Rock hat nichts mit dir zu tun», dann ist das entweder Naivität, Selbstbetrug oder Lüge. Hätte es nicht mit dem Spiel der Verführung zu tun, könnten sie, weil es so schön ist, den Sonntagabend-Krimi auch im Miniröckchen gucken oder die Wohnung auf Zehn-Zentimeter-Absätzen staubsaugen.
Macht der Erotik
Sex-Appeal ist viel wert in der enttabuisierten Gesellschaft. Zuweilen so viel wie ein gescheiter Kopf, der Glauben an sich oder das Glück, in ein bequemes Milieu hineingeboren worden zu sein. Das sagt etwa Catherine Hakim von der London School of Economics. Zur Erklärung von sozialem Aufstieg hat die Ökonomin den Begriff «erotisches Kapital» erfunden. Wer viel davon hat, also gut aussieht, charmant ist und sexy, kommt geschmeidiger durchs Leben, dank attraktiveren Partnern oder besseren Jobs. Frauen im Besonderen, weil sie ihr erotisches Kapital ausgiebiger und cleverer managen. Und: Die Nachfrage danach ist grösser, da der männliche Sexualtrieb, so Hakim, «zwei- bis zehnmal» stärker ist als der weibliche.

Frauen sind sich ihres erotischen Kapitals meist sehr bewusst. Und sie wären ja blöd, würden sie es nicht für das Marketing in eigener Sache nutzen. Was sie auch ausgiebig tun.

Carole Koch in der NZZaS vom 19.06.2011, Seite 67f.

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