Für die Pariser Eliten gilt seit Jahrhunderten: Affären gehören zum Leben, Frauen aus der Unterschicht sind Freiwild.Die Frivolitäten ereignen sich innerhalb fester Normen und Regeln.
- Die erste Grundregel lautet: Je höher gestellt der Prinz oder Politiker, desto mehr ist ihm erlaubt. Während der einfache Bürger zu Hause vom Teigholz der Ehefrau erwartet wird, wenn ihn einmal die Sünde streift, darf der König alles tun, was Gott verboten hat.
- Zweite Grundregel: Sex folgt in Frankreich dem sozialen Status. Je geringer die Herkunft der Frau, desto mehr darf sich der Monarch oder Minister herausnehmen.
Hierarchie
- Gattin: sozial – nicht unbedingt sexuell – am besten gestellt. Dient oft der eigenen Karriere.
- Konkubine: Zweitfrau, ev. mit unehelichem Kind, weinte am Grab Mitterrands zusammen mit dessen Frau
- Kokotten, Mätressen, Heträren, Journalistinnen
- Zufallsbekanntschaften: Zimmermädchen, Kellnerinnen, Wahlhelferinnen --> Freiwild
Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir
Die beiden sicherten sich in einer Art Pakt wechselseitig eheliche Untreue zu, frei nach dem Motto des Schriftstellers Baudelaire: «Die Treue ist das Laster der Armen.» Sartre und Beauvoir, aber auch die Mitterrands und die Strauss-Kahns lebten Varianten des aristokratischen contrat de mariage vor, den schon Joséphine ihrem Heisssporn Napoléon Bonaparte in weiser (auch finanzieller) Voraussicht abgerungen hatte. Noch heute umfassen ähnliche Arrangements in den besseren Pariser Kreisen gerne hundert Seiten und mehr.
Stefan Brändle in der WeWo22.11, Seite 43ff.
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