Montag, 16. Juni 2008

sture Alice Schwarzer

In einem Artikel über Burma sympathisierte Alice Schwarzer mit der dortigen Regierung und kritisierte die Kolonialisierungsabsichten des Westens in der Form von Entwicklungshilfe. Dies hat ihr viel Kritik eingebracht:
Doch weit lieber wendet sie sich ab von diesem lustig altmodischen Marionettentheater der burmesischen Regierung – für Schwarzer «das kleinere Übel» als die invasiven, um nicht zu sagen penetrierenden Absichten der Westmächte – und bewundert die «Kraft der Wasserbüffel» und «dieses so versunkenschöne Land mit seinen so liebenswerten Menschen».

Es ist das naiv-dekadente Bekenntnis einer zivilisationsmüden Mitteleuropäerin, die sich in Burma ihren naturbelassenen Rückzugsort auserkoren hat, und diesen gegen Fortschritt, gegen Gegenwart, gegen Menschenrechte und gegen jede Einmischung von aussen in Schutz nehmen will.

Denn das, was Alice Schwarzer als «ihres» propagiert, das soll schliesslich auf ewig genau so konserviert werden, wie sie es sehen will: Sei es der Feminismus an sich, das weibliche Opferschema, Burma. Was sich in irgendeiner Form der Opposition zu dem befindet, was Alice Schwarzer um 1970 herum als herrschendem System angetroffen hat – weiss, männlich, westlich –, soll für sie auch dort bleiben. (...) Die Selbstverblendung hat gesiegt. (...) Das Fazit ist ernüchternd. Das Projekt «Emma», das schon allein durch seine Gestaltung schreit: «Kampf ist Krampf! Wie sehen wir möglichst unattraktiv und freudlos aus?!», ist passé. Alice Schwarzer, wenn sie nicht zur Vernunft kommt, auch.

Simone Meier im Tagesanzeiger vom 14. Juni 2008, Seite 53

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