Während Ihr Bruder das Geschäft in Lugano hütete, reisten Sie durch die Welt. Hatten Sie Fernweh?Ich war da. Habe das Gebäude gesehen - der grösste Sakralbau den ich je gesehen habe. Sehr prunkvoll - und daneben wohnen die nwort in Kartonschachteln: Allokation a la Afrika.
Nein, nie. Wir hatten einen grossen Auftrag in Genf, aus dem sich neue Aufträge ergaben. Das grösste Projekt war die Notre- Dame de la Paix, eine Kopie des Vatikans, die der damalige Präsident der Côte d’Ivoire, Félix Houphouët-Boigny, in seiner Heimatstadt Yamoussoukro bauen liess. Wir lieferten den Marmor und montierten diesen.
Wie war es für Sie, in Afrika zu arbeiten?
Afrika-Geschäfte sind schwierig und riskant. In diesem Fall stand der Präsident persönlich dahinter, das war etwas anderes. Er gab mir als Anzahlung einen Scheck über 200 000 Franken, ohne Vertrag. Am Anfang investierte ich 32 000 Franken, am Schluss resultierte ein Auftragsvolumen von insgesamt 360 Millionen Dollar. Das waren mehrere Projekte, zuerst kam die Residenz des Staatschefs.
Entwicklungshelfern werden die Haare zu Berge stehen, wenn sie das hören.
Afrika ist Afrika, wir können das nicht ändern. Die Arbeiter wurden nicht einzeln rekrutiert, sondern per Lastwagenladung, es wurde rund um die Uhr in Schichten gearbeitet. Um seine Projekte zu realisieren, monopolisierte der Präsident den Zement im Land. Er wurde in Paris trotzdem stets mit höchsten Ehren empfangen. Ich gab in Afrika während vieler Jahre 7000 Menschen Arbeit. Jeder Arbeiter ernährte statistisch gesehen einen Clan mit 27 Mitgliedern. Es ist eine andere Welt. Es gibt nichts, wofür ich mich zu schämen brauchte. Aber «Heimweh» nach Afrika hatte ich nie.
Attilio Bignasca im Interview von Alex Baur in der WeWo 16.11, Seite 30ff
Montag, 25. April 2011
360 mCHF für einen Marmortempel in Afrika
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