Hier liegt Sarrazin richtig: Kulturelle Hintergründe, Herkunft, allenfalls die genetische Grundausstattung sind mitentscheidend für die Integration. Es ist eine Tatsache, dass Koreaner, Vietnamesen, Chinesen oder Litauer durchschnittlich grössere Integrationserfolge im Westen erzielen als Nigerianer, Marokkaner oder Palästinenser. Sarrazin hat recht, wenn er die Bedeutung des kulturell-religiösen Hintergrunds als Migrationsfaktor betont. Dies festzustellen, ist weder arrogant noch rassistisch, sondern ehrlich.
In einem Punkt aber irrt der Autor gründlich: Die von Sarrazin zu Recht kritisierten Missstände sind nicht einfach die Folge erblicher Nachteile oder falscher Prägungen, sie werden durch eine falsche Politik verursacht. Was für Deutschland besonders gilt, ist auch in Ländern wie der Schweiz zu sehen: Die Nichtintegration der Ausländer ist ein direkter Ausfluss einer gewollten, aber verfehlten Integrationspolitik, die auf staatliche Massnahmen und den Sozialstaat setzt. Der Sozialstaat hält die Ausländer davon ab, sich durch Wettbewerb und Leistung einzugliedern.
Wer seinen Lebensunterhalt verdienen muss, muss arbeiten. Wer arbeitet, muss sich integrieren. Wer aber sein Geld vom Staat geschenkt bekommt, kann sich den Luxus der Nichtintegration leisten. Das Problem sind nicht ausländische «Sozialschmarotzer». Das Problem sind Sozialpolitiker, die Anreize schaffen, die Nichtintegration mit Fürsorge belohnen. Der Mensch ist Jäger und Sammler. Er nimmt mit, was man ihm hinstellt.
Der kulturelle Hintergrund ist kein Gefängnis. Aber er kann zum goldenen Käfig werden durch eine falsche Politik. Für Deutschland und für die Schweiz muss gelten: Jeder ist willkommen, der etwas leistet. Die anderen müssen gehen. Die westlichen Gesellschaften sind ein Erfolgsmodell, weil sie ein anstrengendes Prinzip befolgen: Die Leute werden ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe und ihrer Glaubensrichtung beurteilt aufgrund der Leistung, die sie in den Augen anderer erbringen. Vernünftige Integrationspolitik ist Integration ohne Politik, durch Leistung im wirtschaftlichen Wettbewerb.
Roger Köppel in der WeWo17.11, Seite 5.
Freitag, 29. April 2011
Was ist die richtige Migrationspolitik?
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