Freitag, 29. April 2011

Die Treue der Präriewühlmaus

Zusammenfassung
Der männliche Sexualtrieb und sein Verhalten (nur bei Präriewühlmäusen?) sind vom Hormon Vasopressin und der Länge der entsprechenden Rezeptoren abhängig. Wird viel Vasopressin ausgeschüttet und sind die Rezeptoren lang, ist das Männchen monogam - sonst ists schwieriger...

Dass der männliche Sexualtrieb sich meist bis ins hohe Alter pro Tag deutlich öfter bemerkbar macht und sich von Emotionen besser abspalten kann als der weibliche, ist unter ­Wissenschaftlern unbestritten.

Während die männliche Präriewühlmaus nach einem anfänglichen 24-stündigen Sexualmarathon mit einem Weibchen völlig monogam ist und den Nachwuchs mitbetreut, bespringt die Rocky-Mountains-Wühlmaus Mäusin um Mäusin und zieht nach der Begattung unverzüglich weiter. Die Erklärung der Wissenschaftler: Erstens verschmelzen im Gehirn der Präriemaus während des langen Marathons die Schaltkreise für Liebe und Lust. Zweitens erzeugen bei der Begattung zwar beide Wühlmausarten Dopamin und Vasopressin, aber nur die genetisch vererbten Rezeptoren der Präriewühlmaus sind lang genug, die Aufnahme des Monogamie erzeugenden Hormons Vasopressin zu ermöglichen. Als Wissenschaftler diese Rezeptoren blockierten, waren die Präriemäuse nicht länger monogam, während ihre Rocky-Mountains-Verwandten monogam wurden, als man ihnen das Gen für längere Rezeptoren einpflanzte.

Vor drei Jahren weckte eine schwedische Studie bei chronischen Fremdgängern Hoffnung auf Absolution. Ein Forschungsteam um den schwedischen Verhaltensgenetiker Hasse Walum hatte entdeckt, dass Männer ebenfalls Vasopressin-Rezeptoren unterschiedlicher Länge besitzen. Weltweit berichteten die Zeitungen über das «Untreue-Gen», und die Erleichterung zwischen den Zeilen war nicht zu überlesen. Die Studie besagte, dass zwei von fünf Männern eine oder zwei Variationen der Rezeptoren-Gene aufwiesen. Und dass die drei Fünftel der Männer, denen diese Variationen fehlten, sich mit der Monogamie wesentlich leichter taten als die andern, die öfter untreu waren und mit Ehekrisen kämpften. ­Geert J. de Vries, in der Vasopressin-Forschung tätiger Neurowissenschaftler in Amherst, Massachusetts, sah in der schwedischen Studie eigene Forschungsergebnisse bestätigt, wonach Vasopressin nicht nur für männliche Treue, sondern auch für männliches Verhalten in einer Langzeitbeziehung von entscheidender Bedeutung sei.

Beatrice Schlag in der WeWo12.11.
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