Donnerstag, 15. September 2011

Köppel zu Breivik

Nachsicht vs. Kompromisslosigkeit
Die Ironie liegt darin, dass der selbsternannte Gerechtigkeitsritter in seinem Vernichtungsfeldzug gegen die multikulturell verweichlichte Gesellschaft am Ende selber von deren Toleranz und Milde profitiert: Dem Mörder drohen nach den sanften norwegischen Gesetzen voraussichtlich nur 21 Jahre Haft.

Intelligenz und Wahnsinn
Intelligenz und Irrsinn gehen Hand in Hand. (…) Der von Breivik zitierte «Unabomber» Ted Kaczinsky war promovierter Mathematiker mit Harvard-Abschluss. Kreativität, Intelligenz und Wahnsinn schliessen sich nicht aus.

Notwendiger Diskurs und moralische Zensur
Der Fall Oslo wird mit Sicherheit dazu führen, dass die Diskussion über solche Fragen wieder stärker tabuisiert und mit dem Rückgriff auf Antirassismusnormen auch kriminalisiert werden wird. Die Linke wird den abscheulichen Massenmord dazu nutzen, um die bürgerlichen Protestparteien in Misskredit zu bringen. Man wird darauf setzen, dass die Probleme verschwinden, wenn nur nicht darüber geredet wird. Es wäre die ganz falsche Reaktion. Auch wenn man Breivik zu viel der Ehre antut, wenn man seine angeblichen Motive für bare Münze nimmt: Es gibt in Europa einen sich aufstauenden Unmut, der mit der unbewältigten Zuwanderung aus muslimischen und/oder afrikanischen Ländern zu tun hat. Es ist gefährlich, diesen Unmut zu verdrängen.

Die Lösung heisst nicht Unterdrückung der Debatte, sondern ein möglichst offenes und vielfältiges Gespräch über die Probleme. Wer kritisch über Zuwanderung redet, ist noch kein Breivik, sondern einfach ein besorgter Mensch, der die Probleme nicht unter den Teppich gekehrt haben möchte.

In Norwegen ist es schon immer heikel gewesen, kritisch über Aspekte der muslimischen Religion zu sprechen. Wer das tat, musste sich Islamophobie und Rassismus vorwerfen lassen.
Bruce Bawer in der WeWo30/31.11, Seite 16ff.

Political Correctness und Bürgerferne
…die Weigerung der etablierten Parteien, die von ihren Wählern stark empfundenen Probleme im Zusammenhang mit der Migration – und hier besonders im Zusammenhang mit dem Islam – zur Kenntnis zu nehmen. Die Folgen einer jahrzehntelang fahrlässig-verantwortungslosen Zuwanderungspolitik sind spürbar und real. Es geht nicht um Wahnvorstellungen Einzelner, sondern um ein weitverbreitetes Unbehagen, dessen sich das Establishment nicht annehmen will.

Ohnmacht und kein Gehör
Wenn schon, wäre Breivik das Resultat einer Unzufriedenheit und Ohnmacht, die europaweit von der elitären, der Lebensrealität der Leute immer stärker entrückten politischen Klasse verursacht werden. Breivik ist die pervertierte Variante des europäischen «Wutbürgers». Damit ist die wachsende Zahl von Frustrierten und Alleingelassenen gemeint, die sich im normalen Politspektrum nicht mehr wiederfinden.

Roger Köppel in der WeWo30/31.11, Seite 5.

Videokommentar von Roger Köppel

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