Sonntag, 20. Januar 2008

Endlich: Stocker auch von Linken kritisiert

Hahaha: Die Unia kommt wegen mobbing vor Gericht und im Zürcher Sozialamt ist auch die Hölle los! Da können die Linken noch viel lernen von der von ihnen oft geforderten "Good Corporate Governance" :-D

Alex Baur hat gegen Ende 2006 begonnen, die Schweizer Sozialämter genauer zu betrachten. Dabei fixierte er sich in den kommenden Monaten - bis jetzt - zunehmend auf das Zürcher Sozialamt unter Leitung der Grünen Monika Stocker. Die Kritik am Vollzug der Sozialhilfe besteht seitens der Weltwoche also schon seit fast 1 1/2 Jahren.

Viele wollten es nicht wahrhaben - so auch einige Sozialdemokraten heute noch nicht, welche kategorisch/ideologisch Stellung ergreifen. Eine rühmliche Ausnahme welche eine notwendigen objektive Distanz erhoffen lässt, ist Thomas Marthaler, SP:
"Im Vollzug der Sozialhilfe ist [Anm: Frau Stocker] nicht besonders offen für Kritik." Dies schade über kurz oder lang der Akzeptanz der Sozialhilfe in der Bevölkerung. (...) Stocker müsse ihre "Betriebsblindheit" schleunigst ablegen und ein Kontroll- und Qualitätssicherungssystem ausarbeiten. (Tagi)
In der Tat: Bei mir ist der Zug schon lange abgefahren. Anstatt das Sozialwesen zu reformieren, würde ich es eher begrüssen. Das ganze System aufzulösen und von Grund auf neu aufzubauen.
Stocker wirke "extrem ausgepowert" und "verbraucht", heisst es, die Betriebskultur im Sozialamt sei "schwierig". Die Rede ist von einem "Matriarchat", in dem oftmals "wenig fähige Vorgesetzte" schalten und walten würden (Tagi).
Ich dachte immer, wenn man ein paar gleichgesinnte Linke unter staatlichem Schutz arbeiten lässt, dann ist dies zwar höchst ineffizient, doch sie kämen trotzdem noch miteinander aus. Das scheint jetzt aber doch nicht so: Grün ist im Innern Rot (Köppel). Und staatlich geschütztes Rot bleibt sehr problematisch.
Bei einem Drittel aller Fälle in der Sozialhilfe könnten die Zahlungen eingestellt werden - falls genauer kontrolliert würde.
Das Versagen der Sozialhilfe ist systematisch. Dies wurde alles durch Stellungsnahmen im Tagesanzeiger (Res Strehle und Stefan Hohler am 19.1.08, Seite 15) und in der Weltwoche (Alex Bauer ;-) Nr. 3.08) ersichtlich. Auskunft gaben Esther Wyler und Margrit Zopfi.

Aus dem Tagi (!):

Keine Kritikfähigkeit
Ich akzepterie nicht, dass einige von uns fordern, die Sozialhilfe einzustellen, bis die Leute sich an die Regeln halten. (Stocker)
Frau Stocker hat kritische Stimmen am heutigen System immer als Kritik an der Institution Sozialhilfe interpretiert und sie zum Schweigen gebracht. (Wyler)
Keine Kontrollen
Wenn wir einen Fehler feststellten und dies dem Vorgesetzten meldeten, hat niemand nachgeprüft, ob die Korrekturen gemacht wurden. (Wyler)
Sozialmissbrauch, bzw. -gebrauch --> Enorme Kosten
Offiziell heisst es immer, dass die Missbrauchsquote bei vier Prozent liegt. Wie man darauf kommt, weiss ich nicht. Aber ich hatte intensiven und vollständigen Einblick in viele Fälle und kann sagen, dass diese Zahl viel zu tief ist. Meines Erachtens liegt die Zahl eher zwischen zehn und zwanzig Prozent. (Zopfi)
Ich gehe davon aus, dass rund ein Drittel aller von mir kontrollierten Fälle von den Mitarbeitern des Sozialdepartements schlecht geführt wurden. (Zopfi)
Wenn man jeden Fall genau und auch vor Ort anschauen, könnte man, so schätze ich, die Zahlungen in rund einem Drittel der Fälle einstellen. (Zopfi)
ideologisch/kategorisch
Wenn man sagte, dass viele Ausländer die Sozialhilfe ausnutzen oder missbräuchlich benutzen, hiess es rasch "Geh doch zur SVP", oder man wurde als Ausländerhasser tituliert. Da wurde man immer wieder gefragt: "Warum reitest du eigentlich so auf diesen Fällen herum? In den Chefetagen wird doch viel mehr abgezockt." (Wyler)
Fazit:
Das sind Systemmängel, interne Schwachstellen, die zu einem Missbrauch führen. (Wyler)

Vorwurf Amtsgeheimnisverletzung:
Ich bewundere Leute, die den Mut und die Zivilcourage haben, die Öffentlichkeit zu informieren, wenn so gravierende Fehler gemacht werden, und die dabei ihren Arbeitsplatz gefährden und ein Strafverfahren riskieren. (Zopfi)
Ich auch! Ein Muss, wenn die interne Kritik aussichtslos ist.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ich erlaube mir einen manuellen Trackback auf einen Artikel mit thematischem Bezug:

Gewerkschaften: die Folgen für die Menschen

Besten Dank.