Sonntag, 6. Januar 2008

Novartis

Die Pharmabranche ist mir deshalb suspekt, weil sie ihr Geld wesentlich in der Gesundheitsbranche "verdient", welche in der Schweiz mit einem Krankenkassenobligatorium, staatlich/juristisch unterstützt wird. Weitere rechtliche Hürden (Parallelimporte, Patente, etc.) verzerren den Markt weiter, so dass die Pharmariesen unter diesem Schutz abkassieren können.

Trotz diesem rechtlichen Schutz und der grossen Zukunft, die dieser Branche prophezeit wird, serbelt der Aktienkurs von Novartis seit Beginn vor sich hin. Die Ausreden bisher:
Die Investoren trauten der jungen Sandoz/Ciba-Fusion noch nicht (1998). Patente liefen aus, wichtige Arzneien mussten ersetzt werden (1999, 2000). Die ganze Börse fuhr in den Keller (2001, 2002). Die ganze Pharmabranche lahmte (2005, 2006).
Rot eingezeichnet eine eigene Approximation von Daniel Vasellas Entlöhnung (letztes Gehalt ca. 44 Mio CHF, verzwanzigfacht in den letzten 10 Jahren). Klar, die Konzernergebnisse wurden jährlich besser und Vasella konnte sogar oft zweistellige Wachstumraten ausweisen, doch sollte sein Gehalt nicht trotzdem noch in irgendeiner Relation zum Aktienkurs stehen?

Doch niemand bedroht Vasellas Stellung:
- Im Management: Vasella äusserte in Finanz und Wirtschaft den Wunsch "mehrere interne Kandidaten aufzubauen und zur Auswahl zu haben"...
- Im Verwaltungsrat: Normalerweise erlaubt dieser dem Präsidenten eine doppelt so hohe Entlöhnung wie dem Durchschnitt. Bei Novartis verdient Vasella drei mal soviel.
- Im Aktionariat:
153 000 Aktionäre hat Novartis, keiner davon ist nur annähernd in der Lage, Druck anzudrohen, keine Gruppierung kann bei der rigiden Stimmrechtsbeschränkung zur Widerstandsbewegung erwachsen: Wer mehr als zwei Prozent der Stimmen einbringen will, braucht das Plazet des Verwaltungsrats unter Daniel Vasella.
Also wird Vasella auch die nächsten Jahre walten (gewählter CEO bis 2009, gewählter VR-Präsident bis 2010). Jetzt hat er die Chance, seine Entlöhnung zu begründen...
Schliesslich stecken fast alle grossen Pharmakonzerne im Umbruch, die Branche erwartet Druck auf ihre Umsätze. (..) Denn alte Medikamente sind schwerer zu ersetzen, neue Wirkstoffe sind aufwendiger zu entdecken und haben es obendrein auch immer schwerer, die Zulassung der Behörden zu bekommen.

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